Kompaktkassette – 60+ Jahre Musik im handlichen Kassettenformat

Die Kompaktkassette ist schon mehr 60 Jahre alt. Wussten Sie das – oder besser gesagt – hätten Sie das gedacht?

Das ist Grund genug, den ehemals so beliebten „Datenträger“ mal genauer unter die Lupe zu nehmen und festzustellen, was die Kompaktkassette seinerzeit so erfolgreich machte – und warum sie einfach nicht totzukriegen ist.

Lesen Sie hier weiter, wenn Sie wissen wollen:

  • was die Kompaktkassette so beliebt gemacht hat
  • warum sie überhaupt entwickelt und auf den Markt gebracht wurde
  • wie die ersten Kassettenrekorder aussahen und wozu sie gedacht waren
  • warum das Konzept der Tonbandspulen im Gehäuse seinerzeit etwas Besonderes war
  • welche anderen Kassettensysteme es ebenfalls gab, die sich aber gegen die Kompaktkassette nicht durchsetzen konnten
  • was den Erfolg von sogenannten Mixtapes ausmachte und warum sie (nicht nur) unter Jugendlichen so beliebt waren
  • wie die Kompaktkassette das eigene Musikprogramm auch ins Auto brachte
  • was die Kompaktkassette heute so „macht“ und welche Rolle sie heute noch spielt

Und noch einige andere interessante Fakten.

Außerdem:

40+ interessante Fakten rund um die Kompaktkassette.

Also lesen Sie weiter.

Geöffnete Kompaktkassette
Geöffnete Kompaktkassette

Der Tag, an dem die Kompaktkassette Weltpremiere feierte

Der 28. August 1963 sollte ein Wendepunkt in der Geschichte der Musikaufzeichnung auf Magnetband werden. Es war der Tag, an dem die kleine Kompaktkassette von Philips auf der 23. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Passend dazu gab es auch gleich das Aufnahme- und Abspielgerät, natürlich ebenfalls vom Hersteller der Kompaktkassette, Philips.

Dieses war ein kleiner und mit Batterien bestückter Kassettenrekorder mit der Bezeichnung EL3300, der damals stolze 299 DM kostete, was heute inflationsbedingt mit etwa 800 Euro vergleichbar ist.

Dieses Gerät war mit Transistoren und Batterien bestückt. Das brachte gleich mehrere Vorteile mit sich: die Mobilität des Gerätes, seine geringe Größe und sein geringes Gewicht im Vergleich zu den damals meist großen und schweren Tonbandgeräten.

Das Besondere war aber seine einfache Handhabung:

Die Kompaktkassette ließ sich in einer Sekunde mit einem Handgriff in das Gerät einlegen und wieder herausnehmen. Seinerzeit war das revolutionär. Hatte man ein Spulen-Tonbandgerät, war erst einmal das Einfädeln des Bandes notwendig, bevor überhaupt ans Aufnehmen oder Abspielen zu denken war.

Noch weit weg von HiFi: die Kompaktkassette aus der Anfangszeit

Der erste Kassettenrekorder mit der Bezeichnung Philips EL3300 und seine direkten Nachfolger wie der Philips EL3301 oder der EL3302 waren von den später auf den Markt gekommenen HiFi-Kassettendecks nicht nur klanglich noch sehr weit entfernt.

Zwar kosteten sie deutlich weniger als die damals am Markt erhältlichen Spulentonbandgeräte, boten dafür aber auch eine spartanische Ausstattung und eine selbst für damalige Verhältnisse doch eher magere Klangqualität.

Aber weder die bescheidene Klangqualität noch der anfangs nur mit Batterien mögliche Betrieb des Gerätes waren Zufälle. Das Gerät war mehr für die Aufzeichnung von Sprache gedacht, zumindest anfangs. Dazu wurde gleich das passende Mikrofon mitgeliefert, auch eine Kompaktkassette war im Lieferumfang enthalten.

Philips Kassettenrekorder EL 3301 und EL 3302
Philips Kassettenrekorder EL 3301 (links) und sein Nachfolger EL 3302 (rechts)

Aber das änderte sich sehr schnell. Die Tatsache, dass man mit dem Gerät auf einfache Weise aufnehmen und abspielen konnte, machte es trotz seiner anfangs doch eher mageren Ausstattung und der technischen Eigenschaften zu einem regelrechten Verkaufsschlager.

Dafür sprachen hauptsächlich seine Kompaktheit und seine einfache Bedienung. Schließlich konnte man auf Hantieren mit den großen und unpraktischen Bandspulen und das Einfädeln der Bänder komplett verzichten. Das war einer der Hauptvorteile des Bandes in der Kassette.

Später entdeckte man die Vorteile der Compact Cassette (ebenfalls eine gebräuchliche Schreibweise für die Kompaktkassette) auch für die Aufzeichnung von Musik. Sogar der Hersteller der Kassette, Philips, brachte einige Jahre später eine Musikkassette namens „Philips Klingende Kostproben“ heraus, natürlich folgten noch viele weitere Musikkassetten unter dem gleichen Label. Auch andere Musikverlage erweiterten ihr Angebot um die Musikkassette, kurz MC.

Außerdem wurden neue Kassettengeräte entwickelt, und das nicht nur vom Hersteller Philips, sondern auch von vielen anderen namhaften Elektronikkonzernen, die auf den erfolgreichen Zug der Kompaktkassette aufsprangen und so an deren Erfolg teilhaben konnten.

Zwar gab es vonseiten der Konkurrenz andere Kassettensysteme. Gegen die Kompaktkassette konnten sie sich jedoch allesamt nicht lange behaupten. Welche das waren, dazu mehr weiter unten.

Die Weiterentwicklung der Kassettengeräte und der „Compact Cassette“

Ihre Vorteile durch die Kompaktheit verdankte die Kompaktkassette einen wichtigen Umstand: das mit nur 3,81 Millimetern statt wie beim Spulentonband 6,35 Millimeter nur etwas mehr als halb so breite Tonband, das in der Kassette untergebracht wurde.

Außerdem war das Bandmaterial deutlich dünner als das der Spulen-Tonbandgeräte. So passte mehr Bandmaterial in die kleine Kassette. Um die Spielzeit auf ein gutes Maß zu bringen, verwendete man außerdem mit 4,75 Zentimetern pro Sekunde eine deutlich geringere Bandgeschwindigkeit als die der meisten Tonbandgeräte (hier 9,5 Zentimeter pro Sekunde).

Das brachte allerdings auch einige Probleme mit sich.

Erstens war das dünne und schmale Band wesentlich weniger stabil als das der Spulentonbandgeräte. Das macht allerdings nicht allzu viel aus, da es ja in einem schützenden Gehäuse untergebracht wurde.

Aber es gab noch einen weiteren Nachteil, nämlich die durch das schmale Band und die geringere Bandgeschwindigkeit schlechtere Tonqualität und das stärkere Rauschen. Eine höhere Bandgeschwindigkeit und breiteres Band bedeuteten wesentlich weniger Rauschen und eine bessere Klangqualität. Und so kam es auch, dass die Kassette zunächst gegen das gute alte Tonbandgerät klanglich kaum eine Chance hatte.

Das änderte sich aber. Das Bandmaterial wurde besser, dadurch auch die Klangqualität. Statt Eisenoxid (FE₂₀₃/Typ I) wendete man als Beschichtungsmaterial für die Bandfolie Chromdioxid (CR₀₂/Typ II). Das kam vor allem der Hochtonwiedergabe zugute und sorgte damit für eine wesentlich bessere Klangqualität. Später gab es für einige Jahre sogar sogenannte Doppelschichtbinder mit einer Eisen- und einer Chromdioxidschicht. Diese tragen die Typenbezeichnung FeCR/Typ III, oft auch als Ferrochrom bezeichnet (Agfa). Eine weitere Verbesserung der Klangqualität sollten die etwa 1980 auf den Markt gekommenen Reineisenbänder des Typs Typ IV (auch als „Metal“ bezeichnet) bieten.

Diese Verbesserung der Tonbandmaterialien in der Kompaktkassette machte natürlich auch Verbesserungen an den Aufnahme- und Abspielgeräten erforderlich. Die Tonköpfe in den Geräten mussten für die jeweiligen Bandtypen in geeignet sein. Aber nicht nur das. Auch die Einstellungen in den Geräten für die Vormagnetisierung während der Aufnahme mussten an den jeweiligen Bandtyp angepasst werden. Da einige Geräte über eine automatische Bandsortenumschaltung verfügten, mussten die verschiedenen Bandtypen in den Kassetten technisch zu registrieren sein. Dafür sorgten Kerben im Kassettengehäuse ähnlich dem schon vorhandenen Aufnahmeschutz mit der Kunststoffzunge.

Weitere Verbesserungen der Kompaktkassetten und Kassettengeräte

Inzwischen hatte auch der Stereobetrieb längst Einzug in die Kassettentechnik gehalten. Bereits in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre kamen die ersten Geräte mit Stereoeigenschaften auf den Markt. Eines davon ist der vom Hersteller der Compact Cassette auf den Markt gebrachte Philips N2400, der ebenfalls auf dieser Seite vorgestellt wird.

Um das Rauschen aus der Kompaktkassette so weit wie möglich zu eliminieren, wurde eine weitere bahnbrechende Technik eingeführt: das Rauschunterdrückungssystem Dolby, das nach seinem US-amerikanischen Erfinder Ray Dolby benannt wurde. Dieses reduzierte das Bandrauschen undeutlich hörbare zehn Dezibel, sodass nun endlich auch ein Stereosound mit ansprechenden Klangeigenschaften möglich wurde.

Andere Konzerne ließen sich auch nicht lumpen und führten eigene Rauschunterdrückungsverfahren und Klangverbesserungen ein. Eines davon war ein technisches Verfahren namens High Com. Der Vorteil des Dolby-Rauschunterdrückungssystems lag aber auf der Hand: seine Kompatibilität zu Geräten ohne Dolby-System. Die mit Dolby gemachten Kassettenaufnahmen konnten problemlos auch in Geräten ohne dieses System wiedergegeben werden, dann allerdings ohne die Vorteile der Rauschunterdrückung.

Außerdem gab es eine andere, aber sehr wesentliche Verbesserung der Kassettentechnik, nämlich ein schon von einigen besser ausgestatteten Tonbandgeräten verwendetes Verfahren, das das Wenden des Bandes am Bandende überflüssig machte. Dieses nannte sich bei den Kassettengeräten Auto-Reverse. Dieses praktische Feature erlaubte eine Nonstopwiedergabe der Vorder- und der Rückseite der Kompaktkassette, die man sich besonders bei tragbaren Geräten oder Autoradios mit Kassettenlaufwerk zunutze machte.

Der Luxus an den Kassettengeräten kam natürlich auch nicht zu kurz. Es gab elektronische Steuerungen der Laufwerke, zum Teil mit mehreren Motoren. Außerdem wurden Luxusfunktionen eingebaut wie der Musiksuchlauf, der beim Rückspulen entweder an den Anfang eines Musikstückes oder beim Vorspulen an den Anfang des folgenden Musikstückes stoppte und automatisch auf Wiedergabe umschaltete.

Für Ansagen auf Anrufbeantwortern und ähnliche Einsatzzwecke entwickelte man „Spezialkassetten“, unter anderem welche mit Endlosband (siehe folgende Abbildung). Außerdem gab es eine Zeitlang sogar Kassettenadapter mit integrierten Radioempfängern, um mit Kassettenrekordern Radio zu hören. Mehr dazu finden Sie im verlinkten Beitrag.

Geöffnete Endloskassette
Geöffnete Endloskassette

Andere Kassettenformate für die Klangaufzeichnung

Neben der Kompaktkassette gab es eine Vielzahl anderer Kassettenformate, die verschiedene Zwecke und Märkte bedienten. Hier sind einige der bekanntesten:

  • Elcaset: Ein von Sony in den 1970er Jahren entwickeltes Format, das größer als die Kompaktkassette war und eine bessere Klangqualität bot. Es konnte sich jedoch nie durchsetzen und verschwand schnell wieder vom Markt.
  • Microcassette: Diese kleinere Kassette wurde hauptsächlich für Diktiergeräte und Anrufbeantworter verwendet. Sie bot eine kompakte Größe bei gleichzeitig akzeptabler Tonqualität für Sprachaufnahmen.
  • Minicassette: Ähnlich wie die Microcassette, wurde dieses Format von Philips für Diktiergeräte entwickelt. Es war ebenfalls kleiner als die Kompaktkassette und speziell für Sprachaufnahmen optimiert.
  • DAT (Digital Audio Tape): Ein digitales Bandformat, das in den 1980er Jahren eingeführt wurde. DAT bot eine herausragende Klangqualität dank digitaler Aufzeichnung.
  • 8-Track-Kassette: Ein populäres Format in den 1960er und 1970er Jahren, insbesondere in den USA. Diese Kassette war größer und ermöglichte das kontinuierliche Abspielen von Musik, ohne dass die Kassette umgedreht werden musste.
  • DC-International war ein von Grundig entwickeltes Format, das als Konkurrenz zur Kompaktkassette auf den Markt kam. Es konnte sich jedoch nicht durchsetzen und verschwand schnell wieder.
  • Sabamobil wurde von der deutschen Firma SABA in den 1960er Jahren entwickelt und bot eine kompakte Lösung für tragbare Audioaufnahmen auf Magnetband. Verwendet wurde 4-Spur-1/4-Zoll-Bandmaterial auf Spulen mit 3 zoll Durchmesser.
  • DCC (Digital Compact Cassette) war ein von Philips entwickeltes digitales Format, das in den 1990er Jahren eingeführt wurde. DCC war rückwärtskompatibel zu analogen Kassetten, konnte sich aber nie gegen andere digitale Formate wie die CD durchsetzen.
  • PlayTape war ebenfalls ein kurzlebiges Format aus den 1960er Jahren, das für den mobilen Musikgenuss gedacht war. PlayTape-Kassetten waren kleiner als Kompaktkassetten und hatten eine begrenzte Laufzeit.
  • Stereo-Pak (4-Track Cartridge) war ein Vorgänger der 8-Track-Kassette, der in den frühen 1960er Jahren auf den Markt kam. Es war eines der ersten Formate, das für den Einsatz in Autos entwickelt wurde.
  • Hipac war ein Kassettenformat, das in den 1970er Jahren in Japan von Pioneer entwickelt wurde. Es sollte als Alternative zu den damals verbreiteten 8-Track-Kassetten dienen und war speziell für den Musikmarkt konzipiert.
  • Fidelipac, auch bekannt als NAB-Cart (National Association of Broadcasters Cartridge), war ein Kassettenformat, das in den 1950er Jahren von George Eash entwickelt wurde. Dieses Format spielte eine wichtige Rolle in der Rundfunkindustrie, insbesondere für die Aufnahme und Wiedergabe von Werbespots, Jingles und Programminhalten.

Raubkopien a’la 20. Jahrhundert: Kassettenaufnahmen von Radio und Schallplatte

Es war wahrscheinlich die einfache Handhabung und die Kompaktheit der gleichnamigen Kassette, die viele deren Weiterverbreitung sorgte. Und damit auch für Probleme.

Raubkopien waren bereits in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Problem. Tonbandgeräte hatte nicht jeder, vielmehr auch deren Handhabung zu umständlich.

Die Kassette umging dieses Problem durch ihre einfache Handhabung, den später stark verbesserten Klangeigenschaften und der enormen Verbreitung. Insbesondere die Jugendlichen waren von der Kassette begeistert. Schließlich konnten sie ihre Musik selbst zusammenstellen, überall mit hinnehmen – und beliebig kopieren und so weiterverbreiten.

Musikalben auf Schallplatte (und später auf CD) wurden einfach auf Kassetten überspielt. Erstens konnten sie so im Autoradio oder im Walkman problemlos gehört werden. Zweitens bot den Benutzern sich dadurch die Möglichkeit, die Aufnahmen auch weiter zu verbreiten.

Aber die Kassettentechnik brachte noch eine weitere Möglichkeit mit sich: der Mitschnitt von Radioaufnahmen auf Kassette, ähnlich, wie das auch zu Zeiten des Tonbandes auf Spule schon gang und gäbe war.

Mit der Kompaktkassette wurde diese Möglichkeit allerdings noch viel beliebter als zuvor. Man saß stundenlang vor dem Radiogerät und schnitt die Lieblingshits aus der aktuellen Hitparade einfach mit, um sie jederzeit auf Kassette hören zu können.

Video auf YouTube: Aufnahme von Radio Blaupunkt Diva üder DIN-Kabel auf Kompaktkassette mit Philips EL3301

Viele Mixtapes mit ganz persönlichen Musikzusammenstellungen entstanden auf diese Weise, lange bevor es digitale Musikaufnahmen und Musikzusammenstellungen auf selbst gebrannten CDs oder auf dem MP3-Player gab.

Die Kompaktkassette als Datenträger für den Computer

Die Beliebtheit und Kompaktheit der Kompaktkassette machte sie auch als Datenträger für die damals gängigen Home-Computer wie den C64 beliebt. Die Datenträger waren wesentlich weiter verbreitet als die damals gängigen Disketten, außerdem waren die Kassettenlaufwerke deutlich günstiger als Diskettenlaufwerke.

Spiele für die Home Computer verbreiteten sich daher nicht nur über Disketten, sondern auch über herkömmliche Kassetten. Konnten diese nicht mit dem Computer kopiert werden, verwendete man dazu einfach die Direktüberspielung von Kassette zu Kassette (zum Beispiel mit Doppel-Kassettenlaufwerken in Radiorekordern).

Allerdings war der Kassette als Datenträger nur eine relativ kurze Lebensdauer beschieden. Schon innerhalb relativ kurzer Zeit setzen sich Diskettenlaufwerke aufgrund ihrer komfortableren Handhabung ohne störendes Umspulen und der wesentlich kürzeren Ladezeiten der Programme gegen die Kompaktkassette als Datenträger durch.

Datasette für den Commodore 64
Datasette zum Speichern von Programmen auf Kompaktkassette für den Commodore 64 und anderen Commodore-Computern

Die Kompaktkassette im Autoradio

Auch im Bereich der mobilen Musikwiedergabe konnte die Kompaktkassette sich gegen andere Datenträger behaupten. Und das für eine sehr lange Zeit. Bevor auch hier die Digitaltechnik Einzug hielt, waren Kassettenlaufwerke für viele Jahre fester Bestandteil moderner Autoradios.

Und auch hier machte man sich die technischen Entwicklungen einiger Hersteller zunutze. Viele der in den Autoradios verbauten Laufwerke verfügten über Autoreverse, was die Wiedergabe der Musikkassette in beide Richtungen ermöglichte, ohne diese wenden zu müssen. Und die Kassette bot den Vorteil, dass Musik von anderen Datenträgern wie der Schallplatte und der CD oder aus dem Radio aufgezeichnet und problemlos im Auto wiedergegeben werden konnten.

Autoradio mit Kassette von Blaupunkt
Autoradio mit Kassette und Auto-Reverse von Blaupunkt (Coburg MR23) aus den 1980er Jahren

Was macht die Kompaktkassette heute?

Heutzutage haben digitale Medien die Kassette weitgehend verdrängt. Bereits in den frühen 2000er Jahren verschwanden Kassettenrekorder aus den meisten Haushalten, und die liebevoll erstellten Mixtapes landeten in Kisten auf dem Dachboden oder im Keller.

Trotzdem wurden 2009 in Deutschland noch drei Millionen Kassetten verkauft, verglichen mit 78 Millionen im Jahr 1991. Die Produktion von Kassettenbändern und Leerkassetten in Deutschland endete 2003, als die EMTEC-Magnetics-Gruppe Insolvenz anmelden musste. Das niederländische Unternehmen Oosterhout, das die Produktion nach dem Vorbild von EMTEC fortführte, stellte 2012 ebenfalls den Betrieb ein. In Deutschland findet man bespielte Kompaktkassetten aber immer noch in einigen Autos und Kinderzimmern, oft als Hörspielkassetten. Aufgrund ihrer Robustheit sind sie bei vielen Fans nach wie vor im Einsatz. Kinderkassettenrekorder sind sogar noch regulär im Handel erhältlich.

Kassetten können nur in Echtzeit bespielt werden, und die Bandführung und Tonköpfe der Rekorder sollten spätestens alle zehn Stunden mit Isopropanol und Wattestäbchen gereinigt werden. Nur wer sich intensiv mit der Technik auseinandersetzt, kennt die Feinheiten zum Einmessen und richtigen Aussteuern der Kassetten – alles Voraussetzungen für gut klingende Aufnahmen. Mit MP3 und erst recht Streaming ist dieser Aufwand einfach nicht mehr nötig.

Es gibt nur zwei Gründe, sich auf dem Gebrauchtmarkt nach funktionierenden Kassettenrekordern umzuschauen, vorzugsweise solchen ab Baujahr 1990 und der gehobenen Mittel- oder Spitzenklasse. Erstens die Begeisterung für die Technik und zweitens ein großer Bestand an Kassetten, die man noch digitalisieren möchte. Als Unterhaltungsmedium für unterwegs haben Speicherkarten, Smartphones oder MP3-Player die Kassette längst ersetzt, und für Eigenaufnahmen sind moderne digitale Audiorekorder den besten Geräten von damals weit überlegen.

Woher bekommt man noch neue Kassetten?

Sie wollen sich neue Kompaktkassetten kaufen? Im örtlichen Handel haben Sie aber kein Glück gehabt?

Das ist kein Wunder, denn die Musikkassette ist kein solches Massenprodukt mehr wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Aber es gibt sie noch zu kaufen: Die Kompaktkassette zum Aufnehmen oder fertig bespielte Musikkassetten.

So bieten Elektronikhändler wie Conrad einige Sorten neuer Kompaktkassetten an, wenn auch nicht mehr in so vielen Sorten wie vor 30 oder 40 Jahren. Aber es gibt sie noch. Wer es individuell mag, kann leere und individuell bedruckte Kompaktkassetten kaufen. Suchen Sie nach Anbietern wie T.A.P.E. MUZIK Cassettes Manufacturing, dort können Sie Leerkassetten und bespielte Musikkassetten neu kaufen. Außerdem gibt es Endloskassetten, Kassettenhüllen und einiges mehr. Ganz so günstig wie noch vor einigen Jahren sind die Kassetten aber meist nicht mehr zu haben.

Eine günstige Alternative sind gebrauchte Kompaktkassetten, die Sie auf den einschlägigen Portalen günstig kaufen können. Dort gibt es zum Teil ganze Konvolute mit hochqualitativen Bändern, die auch heute noch gut nutzbar sind – sofern sie vernünftig gelagert wurden. Ich selbst habe noch Kassetten, die schon 30+ Jahre alt sind und noch eine sehr gute Klangqualität bieten.

Ein großes Sortiment an bespielten Alben bietet der dänische Onlineshop imusic. Hier können Sie neue Musikalben auf Kompaktkassette kaufen. Die Auswahl ist sehr groß, viele Alben auf Musikkassette sind schon für weniger als 20 Euro pro Kassette zu haben, einige sind teurer. Ansonsten gilt auch hier: Sehen Sie sich ruhig auch auf dem Gebrauchtmarkt um, dort finden Sie viele günstige Angebote oder Konvolute an guten Musikkassetten.

Ein gebrauchtes Kassettengerät kaufen: worauf achten?

Nun aber zur Frage des Kassettendecks oder Kassettenrekorders. Was nützen sonst die besten Kassetten? Was ist beim Kauf gebrauchter Geräte zu beachten?

Das Wichtigste – sofern Sie nicht selbst zum Schraubendreher greifen wollen – ist, dass das Kassettendeck noch funktioniert. Viele Geräte aus den 90er Jahren oder der Zeit danach sind noch in einem guten Zustand und funktionsfähig. Wenn Sie sich für eines dieser Geräte interessieren, sollten Sie am besten ein Gerät eines Markenherstellers wähnen.

Billiggeräte besitzen meist minderwertige Laufwerke. Das gilt auch für viele der neu angebotenen Kassettengeräte, die Billig-Laufwerke aus Fernost verbaut haben und dementsprechend laufen. Wenn Sie sich für ein neues Kassettendeck interessieren, achten Sie auf die Produktempfehlungen einschlägiger Tests und gegebenenfalls auf die Käufermeinungen, die Erfahrungen mit solchen Geräten gesammelt haben. Diese gehen zum Teil sehr weit auseinander, was Qualität und Ausstattung angelegt. Aber es gibt auch Ausnahmen und gute Geräte zu günstigen Preisen.

Beim Kauf eines gebrauchten Kassettengerätes gilt: Sehen Sie es sich vor Ort genauer an und probieren Sie es aus, wenn das möglich ist. Nehmen Sie gegebenenfalls eine Kassette und einen Kopfhörer mit 6,3-Millimeter-Klinkenstecker mit, um zumindest die Wiedergabe zu testen, wenn das Gerät nicht Teil einer Stereoanlage ist und an dieser ausprobiert werden kann.

Was den Kauf online und mit Versand angeht, da müssen Sie sich ohnehin auf die Aussagen des Verkäufers verlassen. Oft finden Sie aber Angebote, in denen sinngemäß drin steht, dass das Gerät mangels Kassetten nicht getestet werden konnte und eine Funktionsgarantie nicht gegeben wird. Möchten Sie auf jeden Fall ein funktionsfähiges Gerät erwerben, lassen sich von solchen Angeboten besser die Finger. Häufig stehen die Geräte schon Jahre- oder Jahrzehnte und brauchen erst einmal eine gründliche Überholung, bevor sie einsetzbar sind. Sie funktionieren nur in Ausnahmefällen ohne vorige Revision.

Kassettendeck für die Kompaktkassette von Onkyo
Kassettendeck für die Kompaktkassette von Onkyo

Nun folgen noch ein paar interessante Fakten rund um die Compact Cassette.

40 interessante und wichtige Fakten rund um die Kompaktkassette

Hier sind sie nun, die versprochenen Fakten rund um die beliebte Kassette, kurz CC.

  1. Die Kompaktkassette wurde 1963 von Philips eingeführt.
  2. Sie revolutionierte die Musikindustrie, indem sie die erste tragbare und einfache Möglichkeit bot, Musik aufzunehmen und abzuspielen.
  3. Die ursprüngliche Kompaktkassette hatte eine Länge von 60 Minuten, später wurden auch 90- und 120-Minuten-Kassetten eingeführt.
  4. Eine Kompaktkassette besteht aus zwei Spulen, auf denen das Magnetband aufgewickelt ist.
  5. Das Magnetband in der Kassette besteht aus Eisenoxid, das die Schallwellen speichert.
  6. Die Kassette wurde von Philips ursprünglich für Sprachaufnahmen und Heimaufnahmen konzipiert.
  7. In den 1980er Jahren war die Kompaktkassette das Hauptformat für Musikliebhaber, bevor CDs populär wurden.
  8. Die Tonqualität der Kompaktkassette wurde (zunächst) durch die Breite des Magnetbands und die Qualität des Bandmaterials bestimmt.
  9. Kassettendecks mit Dolby-NR-Technologie hat man entwickelt, um das Rauschen zu reduzieren und die Klangqualität zu verbessern.
  10. Die Auto-Reverse-Funktion ermöglicht es, das Band automatisch auf der gegenüberliegenden Seite weiterzuspielen, ohne es umdrehen zu müssen.
  11. Der 1979 von Sony entwickelte Walkman spielte eine sehr große Rolle für die Musikkassette.
  12. Walkman-Geräte machten die Kompaktkassette noch populärer, da sie die Musikwiedergabe in Stereo auch unterwegs möglich machten.
  13. Kompaktkassetten hatten eine standardisierte Breite von 3,81 Millimetern.
  14. Die Kompaktkassette war nicht nur für Musik gedacht, sondern auch für Sprachaufnahmen, wie Sprachmemos und Lehrmaterialien.
  15. Im Gegensatz zu Vinyl-Schallplatten sind Kassetten weniger anfällig für Kratzer und mechanische Schäden.
  16. Viele Künstler haben spezielle Kassettentitel veröffentlicht, die nur in begrenzter Auflage verfügbar waren.
  17. Der Tonkopf einer Kassette liest die magnetisierten Signale auf dem Band und wandelt sie in Audiosignale um.
  18. Elektronisch gesteuerte Laufwerke in einem Kassettendeck mit Auto-Reverse benötigen eine präzise Mechanik.
  19. Die Popularität der Kompaktkassette nahm in den 1990er Jahren ab, als digitale Formate wie CDs und MP3s aufkamen.
  20. In den 2000er Jahren erlebte die Kompaktkassette ein Comeback als Nostalgiestück und für spezielle Auflagen von Musikern.
  21. Die Kompaktkassette hat eine erhebliche Rolle in der Entwicklung des Heimstudio-Marktes gespielt. Es gab sogar Vierspur-Rekorder mit Kompaktkassetten wie den Fostex X15.
  22. Viele Blogger und Nostalgiker schätzen die Kassetten nach wie vor. Und es gibt immer mehr neue Kassettenfans.
  23. Kassetten bieten im Vergleich zu CDs eine gewisse Wärme und Tiefe im Klang bieten, die als angenehm empfunden wird.
  24. Die Kassette wurde durch ihre Tragbarkeit und Benutzerfreundlichkeit in vielen Bereichen des Alltags populär.
  25. Der Erfinder der Kompaktkassette, Lou Ottens, spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der modernen Audiotechnik.
  26. Kassetten wurden auch für die Speicherung von Daten in frühen Computern verwendet, bevor Disketten und Festplatten sich durchsetzten.
  27. Kassetten sind anfällig für Störungen, wenn sie nicht ordnungsgemäß gepflegt oder gelagert werden.
  28. Ein häufiges Problem bei alten Kassetten ist der Bandsalat, bei dem das Band aus der Spule herausläuft.
  29. Die Kompaktkassette ist mit verschiedenen Bandsorten erhältlich, darunter Normal, Chrome und Metal, die unterschiedliche Klangqualitäten bieten.
  30. Kassetten sind oft schwerer und größer als moderne digitale Medien.
  31. Viele Sammler schätzen das physische Format der Kassette als Teil ihrer Sammlung und als nostalgisches Artefakt.
  32. In den 1980er Jahren wurden spezielle Kassettenspieler für Autos entwickelt, um CD-Player anzuschließen.
  33. Kassetten konnten durch einfache und kostengünstige Methoden selbst aufgenommen und dupliziert werden, was ihre Beliebtheit steigerte.
  34. Die Kompaktkassette hatte eine begrenzte Haltbarkeit, da das Magnetband im Laufe der Zeit an Qualität verlieren kann.
  35. Viele klassische Alben wurden auf Kassetten veröffentlicht und sind heute bei Sammlern sehr begehrt.
  36. Die Kompaktkassette hat auch die Entwicklung der Musikpiraterie beeinflusst, da sie leicht kopiert und verbreitet werden konnte.
  37. Trotz ihrer alternden Technologie gibt es immer noch eine Community von Enthusiasten, die Kassetten schätzen und sammeln.
  38. Die Kompaktkassette hat eine wichtige Rolle in der Geschichte der Unterhaltungselektronik gespielt und ist ein Symbol für die 70er und 80er Jahre.
  39. Die Erfindung der Kompaktkassette leitete eine neue Ära der Mobilität ein.
  40. Viele Menschen haben durch die Kompaktkassette erste Erfahrungen mit eigenen Musikzusammenstellungen gesammelt und unzählige Mixtapes selbst aufgenommen.

Ich hoffe, dieser Beitrag war interessant für Sie und die Musikkassette hat auch Ihnen viel Freude bereitet. Wenn Sie wollen, schreiben Sie Ihre eigenen Erfahrungen in die Kommentare.

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