Das AD-R707 von Aiwa aus dem Jahr 1992
Dieses Autoreverse-Kassettendeck des Typs AD-R707 vom japanischen Hersteller Aiwa befindet sich schon seit weit mehr als 30 Jahren in meinem Besitz. Grund genug für mich, es hier einmal vorzustellen.
Beim AD-R707 handelt es sich um ein Kassettendeck der damals etwas gehobeneren Preisklasse, zumindest für mich. Schließlich habe ich 1992 rund 500 DM dafür bezahlt. Mit zum Lieferumfang gehörte eine Infrarot-Fernbedienung.
Zu den nennenswerten Ausstattungsmerkmalen gehören: BIAS-Feineinstellung (zur Vormagnetisierung des Kassettenbandes bei der Aufnahme, Optical Quick Reverse (äußerst schnelles Umschalten der Bandlaufrichtung) sowie Rauschunterdrückung mit Dolby B und C. Seit damals funktioniert das Gerät einwandfrei (Update zur Reparatur Ende 2024 weiter unten) und macht klanglich sehr gute Aufnahmen. Lediglich eine gründliche Reinigung hatte das Gerät einmal nötig. Während dieser sind auch die hier gezeigten Bilder entstanden.
Ein Blick in das Innere des Aiwa AD-R707. Eigentlich gibt es hier nicht besonders viel zu sehen. Das sehr kompakt aufgebaute Kassettenlaufwerk vorn links habe ich zur Reinigung ausgebaut. Dazu mehr weiter unten. Rechts hinten im Gehäuse ist der Netztrafo zu sehen. Die Netzteilelektronik (Gleichrichtung, Siebung und Spannungsregler) befindet sich auf der Hauptplatine. Recht gut zu sehen sind die Gleichrichterdioden hinten links auf der Platine sowie der Spannungsregler mit Kühlkörper. Sehr wartungsfreundlich: Alle Komponenten außerhalb des „Mainboards“ sind mit Steckverbindungen versehen.
Das ausgebaute Autoreverse-Laufwerk. Lösch- und Aufnahme-Wiedergabekopf bilden eine drehbare Einheit, die je nach Bandlaufrichtung um 180 Grad gedreht wird, sodass sich der Löschkopf in Bandlaufrichtung immer vor dem Aufnahme-Wiedergabekopf befindet. Gut zu sehen sind auch die beiden Capstanwellen und Andruckrollen. Links von den Köpfen befindet sich ein optischer Sensor. Er dient dazu, das Vorspannband zu „erkennen“ und dadurch die schnellstmögliche Umschaltung der Bandlaufrichtung auszulösen (Optical Quick Reverse).
Die Rückseite des Kassettenlaufwerks. Gut zu erkennen ist der elektronisch geregelte Antriebsmotor, welcher die beiden Schwungmassen über einen Riemen antreibt. Etwas fummelig gestaltet sich der Riemenwechsel bei diesem Laufwerk, da hierzu erst das Metallteil entfernt werden muss, auf dem der Motor befestigt ist.
Irgendwann kam es, wie es kommen musste: Der Antriebsriemen war gerissen. Aber nach mehr als 30 Jahren und einer längeren Standzeit ist so etwas auch kein Wunder. Mehr zum Thema Kassettendeck Riemenwechsel folgt noch weiter unten.
Oben am Laufwerk des Aiwa AD-R707 befindet sich der Anschlussstecker für die Laufwerkselektronik. Die schwarzen Hebel links und rechts von diesem Stecker drücken auf entsprechende Schalter auf der Platine und werden beim Einlegen einer Kassette bzw. beim Schließen des Kassettenfachs betätigt. Sie dienen dazu, die Bandsorte der eingelegten Kassette zu erkennen und bei aktivem Löschschutz der Kassette die Aufnahmefunktion zu deaktivieren, um ein versehentliches Löschen des Bandes zu verhindern. Die Platine für die Drehzahlregelung des Motors ist direkt in diesem integriert.
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Das Floureszenzdisplay zeigt neben dem Aufnahme- und Wiedergabepegel die Bandlaufrichtung, das Bandzählwerk sowie einige weitere Funktionen an. Darunter befinden sich die Funktionsschalter und die Laufwerkstasten.
Über den Schalter direkt unter dem Bandzählwerk lässt sich die Aufnahmefunktion direkt beim Einschalten des Netzstroms aktivieren (Timerbetrieb). Über die Funktion „Blank Skip“ lassen sich längere unbespielte Bandstellen erkennen und automatisch vorspulen bis zur nächsten Aufnahme. Diese Funktion ist zum Beispiel dann praktisch, wenn sich am Bandende der Seite 1 einer Kassette eine längere unbespielte Bandlänge befindet, wie dies manchmal bei bespielten Kassetten der Fall ist. Das Aiwa AD-R707 besitzt übrigens auch eine Funktion zum Überspringen von Musikstücken.
Aiwa AD-R707 Kassettendeck-Reparatur
Nach mehr als 30 Jahren und etlichen Betriebsstunden auf dem Buckel kam es, wie es kommen musste: Das Kassettendeck wollte nicht mehr funktionieren. Zugegeben: Ich habe es schon seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb gehabt. Bei einer ersten Funktionsprobe nach etwa sieben oder acht Jahren tat sich beim Einschalten außer einem leisen Surrgeräusch des Motors gar nichts. Das deutete auf einen gerissenen Antriebsriemen hin.
Was aber noch merkwürdiger war: Auch das Display zeigt auf einmal nichts mehr an, sodass das Gerät nach der langen Pause zunächst komplett ausgefallen zu sein schien. Es handelte sich also hier um einen klassischen Fall für eine Kassettendeck Reparatur. Die folgende Abbildung zeigt das ausgebaute Kassetten Laufwerk. Ein Blick in die engen Zwischenräume zwischen der Motorhalterung und den großen Schwungrädern sind Kassettenlaufwerk nicht bereits erahnen, was hier für ein Defekt vorlag: ein gerissener Antriebsriemen.
In dieser Abbildung ist es deutlich zu sehen. Sie sehen das weiße Antriebsrad, das auf dem Antriebsmotor untergebracht ist und auf dem normalerweise ein Flachriemen laufen sollte. Der Einbau eines neuen Antriebsriemens ist leider nicht ganz so einfach, da der Motor mitsamt Halterung entfernt werden muss und das Auflegen des Lebens auf den Motor an sich etwas schwierig ist. Folgende Abbildung zeigt das Laufwerk mit bereits demontierter Motorhalterung. Ich habe bei ausgebaute Motor den Antriebsriemen auf die große Schwungscheibe und das kleine Zwischenrat im oberen Bereich aufgelegt.
In der Abbildung ist es nicht ganz so zu erkennen, dass der Antriebsriemen hier bereits aufgelegt ist. Die Pfeile zeigen den Verlauf an. Er läuft komplett um das linke Schwungrad herum, geht dann links über das schwarze Kunststoffrad, von da aus auf den Motor, und zum Schluss treibt er mit der Rückseite das rechte Schwungrad in der entgegengesetzten Laufrichtung an. Für die leichtere Montage des Motors mitsamt Halterung habe ich den Riemen auf einen kleinen Pin 16. neben den Elektromagneten aufgelegt, auch, um ihn unter Spannung zu halten.
Danach wurde die Motorhalterung mit Motor montiert, dabei habe ich mithilfe eines kleinen Hakens (wie bei einem Zahnarztwerkzeug) auf das Antriebsrad am Motor aufgelegt. Im Motor Halterung ist mit zwei Schrauben am Laufwerk befestigt. Sie wird zusätzlich an zwei Stellen im Kassettenlaufwerk eingehängt, damit sie ausreichend fest montiert werden kann.
Dieses Bild zeigt das Laufwerk im noch ausgebauten Zustand, nachdem es schon einmal eingebaut war. Leider bemerkte ich erst nach dem Einbau des Laufwerks, dass ein Kabel für den Tonkopf abgerissen war. Es ist in der Abbildung markiert.
Nachdem auch dieses kleinere Problem gelöst war (und ich das Laufwerk ein zweites Mal aus- und wieder einbauen musste), musste ich noch den Fehler finden, warum das Display nicht mehr faszinierte. Bei einer Funktionsprobe nach den Riemenwechsel stellte sich nämlich heraus, dass alle Laufwerksfunktionen gegeben waren, auch die Aufnahme und Wiedergabe funktionierten. Lediglich das Display blieb dunkel.
Ich vermutete, dass die Versorgungsspannung für das Display, genauer gesagt für dessen Heizdrähte, fehlte. Also ging ich daran, diese Vermutung zunächst zu überprüfen. Nach einem Blick ins Servicemanual wurde dieser Verdacht durch eine Messung der Versorgungsspannung bestätigt.
Bei der Funktionsprobe und bei den Messungen stellte ich fest, dass das Display hin und wieder funktionierte. Das deutete auf einen Wackelkontakt, möglicherweise sogar auf eine kalte Lötstelle hin.
Messungen und dem Überprüfen der Versorgungsspannung direkt am Netzteil entschloss ich mich dazu, das Mainboard des Kassettendecks auszubauen und die Lötstellen, insbesondere die an den Steckverbindungen, näher zu untersuchen. Die nächste Abbildung zeigt das Ergebnis dieser Überprüfung.
Ein paar der Lötstellen an der Steckverbindung zwischen dem Mainboard des Kassettendecks und den Beginn teilen mitsamt Display an der Vorderseite des Gerätes kamen mir sehr verdächtig vor. Beim Wackeln an den Anschlusspins der im Bild zu sehenden Steckverbindung bemerkte ich, dass die durchgeführten Anschlüsse des Anschlusssteckers an den Lötstellen ebenfalls wackelten, also keine Bindung mit den Anschlüssen auf der Platine hatten. Dieser Fehler war allerdings leicht zu beheben. Ich habe diese beiden Lötstellen und Sicherheit habe noch einige andere auf der Platine nachgelötet, da funktionierte auch das Display wieder einwandfrei.
Video zum Aiwa AD-R707 auf YouTube:
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Bilder und Texte: Gerd Weichhaus