Uhrenradio mit Kassettenrekorder

Ein Uhrenradio mit Kassettenrekorder von 1980, das keinen Mucks mehr machte, ist das Thema dieses Beitrags.

Uhrenradio mit Kassettenrekorder

Dieses Uhrenradio mit Kassettenrekorder wollte zunächst gar nicht mehr funktionieren. Es gab kein Lebenszeichen mehr von sich.

Das sah erstmal nicht so gut aus.

Dabei war es seinerzeit (etwa so um 1980 herum) ein echter Alleskönner, was das Wecken auf moderne Art und Weise angeht: Radio, Kassette mit dem Wunschprogramm oder ein Summer; alles war damit möglich.

Und eine weitere Besonderheit hat es zu bieten, heute würde man sagen: ein interessantes Gimmick.

Aber dazu mehr weiter unten. Zunächst war es wichtig, das Uhrenradio mit Kassettenrekorder überhaupt wieder zum Leben zu erwecken, wenn das überhaupt noch möglich sein sollte.

Und darum geht es jetzt.

Lässt es sich reparieren oder ist es ein Fall für die Elektronikentsorgung beziehungsweise den Werkstoffhof?

Also, erst einmal das Gehäuse öffnen und das Innere unter die Lupe nehmen:

Uhrenradio mit Kassettenrekorder geöffnet

Ja, hier sieht das so schön einfach aus und geht ganz schnell. Das war es aber nicht. Die sechs Schrauben an der Unterseite des Uhrenradios mit der Markenbezeichnung „Exclusiv“ (mit Sternchen über dem „i“) waren schnell herausgedreht.

Exclusiv war übrigens seinerzeit eine Handelsmarke, die vom Einzelhandelsunternehmen Woolworth verwendet wurde. Unter diesem Namen verkaufte man verschiedene Geräte der Unterhaltungselektronik, unter anderem Kassettenrekorder oder Radiowecker und dieses Uhrenradio mit Kassettenrekorder. Sogar Kassetten wurden mit diesem Markennamen (oder besser gesagt unter der Handelsmarke) angeboten. Auch Universum ist so eine Handelsmarke, hier aber von Quelle. Auf dieser Webseite finden Sie auch Geräte mit dieser Markenbezeichnung wie etwa das Kassettendeck Universum CT 2358.

Doch zurück zu diesem Gerät hier. Denn trotz herausgedrehter Schauben wollte das Gehäuse trotzdem noch lange nicht aufgehen.

Verklebtes Gehäuse und schwieriges Öffnen

Wie sich später herausstellte, waren die einzelnen Gehäuseteile an den Verbindungsstellen mit einer Art doppelseitigem Klebeband verklebt. Beim Gehäuse öffnen war das eine richtige Pracht.

Ich wusste nicht, ob ich etwas kräftiger an den Gehäuseteilen ziehen sollte oder nicht. Sobald etwas nachgab, wusste ich zunächst nicht, ob sich das Gehäuse nun öffnen ließ oder ob etwas kaputtgegangen war.

Und selbst als ich die obere Gehäusehälfte soweit abnehmen konnte, war sie über diverse Kabel immer noch mit dem Rest des Gerätes verbunden.

In der folgenden Abbildung können Sie das sehen.

Defektes Uhrenradio mit Kassettenrekorder

Die obere Gehäusehälfte enthält einige Komponenten wie den Lautsprecher, den rot beleuchteten Schalter (mehr dazu weiter unten), den Sensor für die Weckautomatik und das Mikrofon samt Mikrofonschalter.

Und dieser Komponenten sind über einen Kabelstrang fest mit dem Rest des Gerätes verbunden. Ganz entfernen lässt sich der obere Deckel also nicht, zumindest nicht ohne weiteres. Das macht die Reparatur von diesem Uhrenradio mit Kassettenrekorder nicht gerade servicefreundlich.

Es handelt sich hier um den vor mehr als 40 Jahren üblichen Aufbau solcher Geräte, die in Fernost relativ preisgünstig hergestellt und hierzulande vertrieben wurden. Auf Steckverbindungen zwischen den einzelnen Gerätekomponenten, Platinen oder Bedienteilen verzichtete man hier zum großen Teil (bei diesem Gerät sogar komplett).

Die Kabel wurden auch keinen Zentimeter zu lang gelassen.

Am unteren Gehäuseteil kann man übrigens noch sehr gut die Klebereste erkennen, mit deren Hilfe die beiden Gehäuseteile zusammengehalten wurden. Sie können Sie sehen unterhalb der Radioskala beziehungsweise unter der Digitalanzeige für die Uhr.

Nachdem das Gerät soweit verlegt wurde, ging es erst einmal darum, den Fehler zu finden. Schließlich hatte es bis jetzt noch kein Lebenszeichen von sich gegeben.

Trafo und Netzkabelanschluss im Uhrenradio

Kein Strom am Netzteileingang

Um dem Fehler auf die Spur zu kommen, fing ich mit der Fehlersuche am Netzteil an. Daran lag es allerdings nicht.

Dort kam nämlich überhaupt kein Strom an.

Im Bild zu sehen sind die Anschlüsse für das Netzkabel, die von dort aus zum Netztrafo weitergehen. Bei meinen Messungen stellte sich heraus, dass die Verbindung vom Netzstecker bis dorthin auf einer Seite unterbrochen war. Als ich die Verbindungsstelle zwischen Netzkabel und Gerätegehäuse von diesem Uhrenradio mit Kassettenrekorder näher untersuchte, bemerkte ich einen starken Knick.

Und genau dort war die Netzleitung an einer Seite unterbrochen. Möglicherweise hätte der Radiowecker hin und wieder Lebenszeichen von sich gegeben, wenn ich an dieser Stelle am Kabel gewackelt hätte.

Um diesen Fehler zu beheben, musste also das Netzkabel ausgewechselt werden. Etwas schwierig gestaltete sich das Einsetzen des Tages in die Zugentlastung an der Rückseite des Gehäuses. Aber auch dieses Problem ließ sich lösen.

Nachdem das Kabel erneuert, durch die Zugentlastung gezwängt und angeschlossen war, gab das Exclusiv Uhrenradio die ersten Lebenszeichen von sich. Wer weiß, wie lange es zuvor nicht in Betrieb gewesen war.

Uhr und Radio funktionierten auf Anhieb, wie in der nächsten Abbildung zu sehen ist.

Uhrenradio mit Kassettenrekorder

Die ersten Lebenszeichen

Das Uhrendisplay blinkte natürlich erst einmal, ein Zeichen dafür, dass die Uhr auf das Einstellen der aktuellen Uhrzeit wartet. Das Blinken der Anzeige diente seinerzeit dazu, den Nutzer auf einen Stromausfall aufmerksam zu machen, der zuvor erfolgt sein musste.

Das Radio hat eine angenehm beleuchtetes Skala, und sogar der Empfang war noch sehr gut.

Nur das Kassettenteil wollte zunächst nicht funktionieren. Ich vermutete einen ausgelagerten oder gerissenen Antriebsriemen, was sich später auch bewahrheiten sollte. Auf das Kassettenteil gehe ich allerdings noch einmal etwas näher ein.

Interessant ist auch die folgende Abbildung, die auf eine eindrucksvolle Weise zeigt, wie solche Geräte damals zusammengebaut (oder besser zusammengeschustert) wurden.

Lautsprecher in einem Radiowecker

Es geht um den Lautsprecher, der an der Oberseite des Gerätes auf die oben zu sehende Art befestigt wurde. Man wollte sich hier anscheinend nicht auf die Befestigung alleine mit Schrauben und Halteklammern verlassen.

Es sieht so aus, als hätte jemand Dichtungsmasse und um den Lautsprecher aufgetragen, damit diese sich nicht von der Oberseite lösen kann. Glücklicherweise konnte ich darauf verzichten, diesen Lautsprecher aus dem Gehäuse zu entfernen. Wahrscheinlich würde sich das genauso problematisch gestalten wie das Öffnen des Gehäuses.

Links zu sehen ist auch noch etwas von den Kleberresten, die beide Gehäusehälften zusätzlich zu der Schraubbefestigung zusammengehalten haben.

Unterseite Uhrenradio mit Kassettenrekorder

Innenleben von diesem Uhrenradio mit Kassettenrekorder

Ein Blick von unten auf das Gerätechassis. Man sieht hier die große Hauptplatine des Gerätes mit Netzteilelektronik, Verstärkerelektronik sowie dem Empfangsteil, welcher hier oben in der Mitte des Bildes zu erkennen ist.

Arbeiten an der hauptplatine sind so natürlich nicht möglich, da etliche Teile durch Kunststoff verdeckt sind. Aber die Platine lässt sich nach dem Lösen einiger weiterer Schrauben und nach Abnahme des Kassettendecks aus diesen Kunststoffchassis entfernen. Oben rechts zu sehen ist der Eingang für das Netzkabel mitsamt der Zugentlastung.

Der etwas größere Schalter in der Mitte der Platine ist übrigens der um Schalter für Aufnahme und Wiedergabe für das integrierte Kassettenlaufwerk. Er wird durch einen Hebel in der Laufwerksmechanik für das Kassetten Teil betätigt.

Doch nun geht es erst einmal um das (noch) defekte Kassettenlaufwerk, das etwas mehr Zuwendung brauchte als der Rest des Radioweckers.

Uhrenradio mit Kassettenlaufwerk

Das Kassettenlaufwerk bzw. den Kassettenrekorder reparieren

Der obere Teil des Kassettenlaufwerks mit dem Kassettenfach lässt sich relativ einfach entfernen. Dadurch werden auch die Köpfe sowie Capstan und Andruckrolle viel besser zugänglich.

Hier ist auch ein Massekabel des Tonkopfes abgerissen, das erst einmal wieder angelötet werden musste. Allerdings hat das weniger damit zu tun, dass das Kassettenlaufwerk zunächst überhaupt nicht funktionierte.

Natürlich waren einige Verschmutzungen an den Köpfen sowie an der Andruckrolle. Wahrscheinlich war dieses Gerät noch niemals auseinandergenommen und gereinigt worden.

Der Motor lief zwar an, allerdings funktionierte weder der Bandtransport noch das Umspulen des Bandes in diesem Zustand des Kassettenlaufwerks.

Die Unterseite ist in der nächsten Abbildung zu sehen.

Kassettenlaufwerk in einem Radiowecker

Der Antriebsriemen war zwar nicht gerissen, aber derartig ausgeleiert, dass eine optimale Kraftübertragung zwischen Motor und Laufwerk nicht mehr möglich war.

Das ganze Laufwerk ist mehr oder weniger aus Kunststoff aufgebaut. Das muss zwar nicht unbedingt schlecht sein, zeigt dabei hier sogar einen sehr interessanten Aufbau. Der Antrieb erfolgt zunächst vom Motor zum Schwungrad. Von hier aus werden die übrigen Teile der Kassettenmechanik angetrieben, zum größten Teil über Reibräder.

Ein paar davon sind rechts am Schwungrad zu sehen.

Die folgenden Abbildungen zeigen einige Nahaufnahmen, sodass das Ganze besser deutlich wird.

Schwungrad Kassettenlaufwerk

Der Antrieb des Kassettenlaufwerks

Hier ist das Schwungrad aus der Nähe zu sehen. Die übrigen Teile der Laufwerksmechanik werden über kleine Reibräder direkt von diesem Schwungrad angetrieben. Diese Reibräder werden über Kunststoffhebel an die Außenfläche des Schwungrades gedrückt.

Zwischenräder in einem Kassettenlaufwerk

Hier ist das Schwungrad bereits ausgebaut. Aber an der Welle des Schwungrades befindet sich noch ein weiterer Antrieb, der ein weiteres Reibrad auf der anderen Seite des Laufwerks antreibt.

Um einen sauberen Bandtransport und eine einwandfreie Funktion des Laufwerks hinzubekommen, wurden alle diese Laufflächen gründlich gereinigt.

Allerdings gab es da noch ein weiteres Problem.

Nachdem alle diese Laufflächen gereinigt und der Antriebsriemen ausgewechselt worden waren, funktionierte zwar das Umspulen, und auch die Wiedergabe lief. Allerdings war der Bahntransport nicht gleichmäßig, was sich in einem Leiern bei der Wiedergabe zeigte.

In der folgenden Abbildung ist auch der Grund dafür zu sehen.

Zwischenrad von einem Kassettenlaufwerk

Eingedrückte Laufflächen an den Reibrädern

Eines der zahlreichen Zwischenräder wies Beschädigungen an der Lauffläche auf. Im Bild ist es deutlich zu sehen. Ein ähnliches Phänomen habe ich schon bei verschiedenen Tonbandgeräten beobachtet, hier ebenfalls bei solchen Zwischenrädern oder an der Andruckrolle.

Doch wie kommt so etwas zustande?

Solche Eindrücke an den Gummi-Laufflächen entstehen immer dann, wenn diese Zwischenräder über einen längeren Zeitraum an eine Welle oder an das entsprechende Gegenstück gedrückt werden. Es ist so ähnlich wie bei Fahrzeugen, die eine sehr lange Zeit auf einer bestimmten Stelle stehen und an denen dadurch Beschädigungen an den Laufflächen der Räder entstehen können.

Diese Unebenheiten beim Lauf des Zwischenrades für Ungleichmäßigkeiten oder besser gesagt für einen umrunden Lauf. Und der macht sich auch bei der Kassettenwiedergabe bemerkbar.

Ich bin hier so ähnlich vorgegangen wie bei einem Tonbandgerät, das an der Andruckrolle ähnliche Unebenheiten aufwies. Die Gummi-Laufflächen wurden vorsichtig abgeschliffen, bis die Unebenheit verschwunden war. Danach habe ich das Zwischenrad wieder eingesetzt.

Ersatz ist für solche Bauteile in der Regel gar nicht mehr zu bekommen. Und das Erneuern dieser Gummi-Lauffläche dürfte auch problematisch werden.

Interessant ist auch die Art der Befestigung dieser kleinen Kunststoff-Zwischenräder , die in der folgenden Abbildung zu sehen ist.

Zwischenrad von einem Kassettenlaufwerk

Das Ganze sieht etwas aus wie bei einem Kunststoffspielzeug. Die Welle besteht aus einem kleinen roten Kunststoffstift, der einfach durch das Zwischenrad in das Gegenstück (in diesem Fall ein Kunststoffhebel) eingesteckt ist.

Solange das Ganze nicht ausleiert, funktioniert das auch sehr gut und vor allem schnell.

Halten diese Verbindungen allerdings nicht mehr, wenn die entsprechenden Kunststoffteile ausgeleiert sind, hilft nur noch etwas Kleber, um die Teile wieder sicher zusammenzufügen.

Andruckrolle Kassettenrekorder im Uhrenradio

Reinigungsarbeiten an den Bandführungen

Die Köpfe und Bandführungen waren natürlich auch hier stark verschmutzt. Immerhin handelte es sich um Schmutzrückstände aus einer Zeit von mehr als 40 Jahren. Man kann deutlich die Verschmutzungen am Tuch erkennen, die sich mit etwas Isopropanolalkohol lösen ließen.

Nach dem das Laufwerk nach einiger Zeit wieder instandgesetzt und gründlich gereinigt war, funktionierte auch die Kassettenwiedergabe bei diesem Uhrenradio mit Kassettenrekorder wieder.

So sieht das Gerät wieder zusammengebaut aus. Das Kassettenlaufwerk lässt sich relativ gut auseinandernehmen und wieder zusammensetzen, sodass man an alle mechanisch relevanten Teile ohne Probleme gelangen kann.

Aus irgendeinem Grund war auch der Tonkopf verstellt. Die Kassette lässt sich mit etwas Fummelei auch bei geöffnetem Kassettenfach einlegen und abspielen. Dadurch kann der Tonkopf bei Kassettenwiedergabe problemlos eingestellt werden.

Ein interessantes Gimmick zum Schluss dieses Beitrags:

Interessant ist die Taste links im Bild. Der Hersteller bezeichnete sie als Info-Pilot. Einmal aktiviert blinkt eine rote Lampe, die den Nutzer auf das Gerät aufmerksam machen sollte. Wozu das Ganze?

Man kann eine Nachricht auf Kassette sprechen und anschließend das rote Blinksignal aktivieren. So kann zum Beispiel der Partner oder die Partnerin das Band und damit die Nachricht abhören.

Uhrenradio mit Kassettenrekorder

So sieht das wieder reparierte und zusammengebaute Uhrenradio mit Kassettenrekorder aus.

Zum Schluss folgt noch das Schaltbild für das Uhrenradio mit Kassettenrekorder.