Das Kassettendeck: reine Nostalgie oder Sammlerobjekt?

Das Kassettendeck ist viel mehr als ein analoges Relikt aus vergangenen Tagen.

Nicht ohne Grund erleben Kassettenrekorder und Kassettendecks eine bemerkenswerte Wiedergeburt in der Welt der Audiotechnik. Man könnte zwar meinen, dass sie längst der Vergangenheit angehören und durch modernere Technologien wie Streaming und digitale Downloads verdrängt wurden.

Und ganz falsch ist das ja schließlich nicht.

Doch sie erfreuen sich trotz MP3 und Co. auch nach 2020 noch einer überraschenden Beliebtheit. Doch warum sind Kassettendecks auch heute noch relevant?

Und was macht sie so besonders im Vergleich zu den tragbaren Kassettenrekordern, die in den 80er Jahren so populär waren?

Darum geht es in diesem Beitrag. Also, lesen Sie weiter.

Die Geschichte der Kassettendecks reicht zurück bis in die 1960er Jahre, als die Compact Cassette eingeführt wurde. Diese war anfangs eher als Medium für Sprachaufnahmen gedacht.

Und die ersten Kassettenrekorder (etwa der Philips EL3301 und seine direkten Nachfolger) erinnerten mehr an Diktiergeräte als an Tonbandgeräte für Musikaufnahmen, von HiFi und gutem Klang ganz zu schweigen.

Philips Kassettenrekorder EL 3301 und EL 3302
Frühe Philips Kassettenrekorder EL 3301 und EL 3302 aus den 1960er Jahren

Aber das sollte sich bald ändern.

Denn schon in den 1960er Jahren gab es Kassettendecks, die richtig gut klangen. Zwar erreichten sie nicht den Klangstandard späterer High-End-Geräte, aber immerhin boten sie Stereoanlagen-Sound für zuhause. Und schließlich hat es nicht lange gedauert, bis die Stereotechnik auch beim Kassettenrekorder beziehungsweise Kassettendeck ankam.

Das Kassettendeck als fester Bestandteil der Stereoanlage

In den 1970er und 1980er Jahren erlebten Kassettendecks ihre Blütezeit. Denn sie wurden zum Standardgerät in den meisten HiFi-Systemen für zuhause.

Aber nicht nur das.

Kassettenabspieler hielten auch im Kraftfahrzeug Einzug, und zwar als Möglichkeit, über das Autoradio eigene Aufnahmen abzuspielen. Man hatte zwar schon Experimente mit Plattenabspielern oder Tonbandgerät in Autos gemacht. Aber so richtig erfolgreich waren diese Versuche nicht. Die Gründe dafür sind aber verständlich.

Mit dem Kassettendeck im Autoradio (oder als Zusatzgerät zum Anschluss an das schon vorhandene Autoradio) änderte sich das. Aber zurück zum Kassettendeck.

Grundig Kassettendeck
Grundig CF 7400 Kassettendeck mit gehobener Ausstattung aus den 1980er Jahren

Mit dem Aufkommen von CDs und späteren digitalen Musikformaten schien das Schicksal der Kassettendecks besiegelt zu sein. Aber Totgesagte leben ja oftmals länger.

Heutzutage jedoch erleben Kassettendecks eine regelrechte Wiedergeburt, insbesondere unter Audiophilen und Liebhabern des Retro-Charmes.

Unterschiede Kassettendecks und Kassettenrekorder

Ich möchte betonen, dass Kassettendecks für Stereoanlagen sich grundlegend von tragbaren Kassettenrekordern unterscheiden. Tragbare Kassettenrekorder waren eher dazu gedacht, Musik unterwegs zu hören und aufzuzeichnen.

Kassettendecks sind für den Einsatz in Heim- oder professionellen Audioanlagen konzipiert. Sie zeichnen sich durch ihre höhere Qualität (meistens zumindest), erweiterte Funktionen und eine verbesserte Klangqualität aus. Ausnahmen gibt es natürlich immer.

Kassettenrekorder besitzen auch meist einen eingebauten Endverstärker und Lautsprecher, sodass sie ohne weitere Geräte und HiFi-Komponenten genutzt werden können. Kassettendecks für zuhause besitzen (bis auf wenige Ausnahmen wie das Philips N2400) keine Endstufen und Lautsprecherboxen.

Das Kassettendeck und seine Geschichte

Wie ist das Kassettendeck zu dem HiFi-Gerät geworden, das auch heute noch von einigen HiFi-Liebhabern so geschätzt wird?

Die Geschichte beginnt in den 1960er Jahren, als die Compact Cassette von Philips eingeführt wurde. Ursprünglich war sie mehr gedacht für Sprachaufnahmen. Aber man erkannte schnell das Potenzial der handlichen Tonbandkassette für die Musikwiedergabe.

Es hatte schon einige andere Kassettenformate gegeben. Beispiele sind die Kassette für das Sabamobil des Herstellers Saba, die DC100 von Grundig oder die Elcaset von Sony, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Kassettendecks wurden zu einem festen Bestandteil vieler HiFi-Systeme und boten Musikliebhabern die Möglichkeit, ihre Lieblingsmusik ganz einfach und ohne das Einfädeln eines Tonbandes aufzunehmen und zu genießen.

Und das nicht nur zu Hause, sondern auch im Auto oder per Stereo-Kassettenabspieler und Gettoblaster jederzeit unterwegs.

Kassettendecks und Kassettenrekorder waren seinerzeit überall präsent.

Sie wurden auch verwendet, um andere Formate wie die Schallplatte auf ein tragbares Format zu bringen, das man praktisch überall nutzen konnte.

Doch dann kam die digitale Technik und eroberte den HiFi-Markt.

CDs und später MP3s eroberten die Welt, und die Ära der Kassettendecks schien vorbei zu sein.

Viele Menschen wechselten zu den neueren Technologien, und die Produktion von Kassettendecks ging zurück. Es schien, als ob sie bald in Vergessenheit geraten würden.

Aber in den letzten Jahren erleben sie eine regelrechte Renaissance, besonders unter Liebhabern des Retro-Charmes und Audiophilen, die den warmen, analogen Klang schätzen.

Vintage-Modelle werden zu begehrten Sammlerstücken, und Hersteller bringen sogar neue Kassettendecks auf den Markt, die mit modernen Features ausgestattet sind.

Kassettendecks und Kassettenrekorder haben also einen bemerkenswerten Weg hinter sich. Und trotz der fortschreitenden Digitalisierung halten sie immer noch ihren Platz bei vielen Musikliebhabern.

Die Technologie hinter dem Kassettendeck

Ihre Technologie hinter den Audiokassetten ist zwar nicht so komplex wie die von modernen digitalen Geräten. Vielleicht macht aber gerade das sie interessant.

Kassettendecks bestehen im Wesentlichen aus mehreren wichtigen Komponenten. Da wäre zum einen die Antriebsmechanik, die dafür verantwortlich ist, das Band mit der richtigen Geschwindigkeit abzuspielen oder aufzunehmen.

Diese fehlt bei den modernen Geräten wie digitalen Abspielern abgesehen vom CD-Player komplett.

Ein entscheidendes Element sind natürlich die Tonköpfe. Sie lesen die magnetischen Signale vom Band und wandeln sie in elektrische Signale um, die dann von einem Verstärker verstärkt und über die Lautsprecher wiedergegeben werden. Meist handelt es sich um kombinierte Aufnahme-Wiedergabeköpfe. Einige Modelle besitzen auch eine Hinterbandkontrolle und verwenden getrennte Köpfe für Aufnahme und Wiedergabe.

Das Problem dabei ist allerdings der begrenzte Platz. Die meisten Modelle verwenden Aufnahme- und Wiedergabeköpfe mit halber Breite. Das heißt, Aufnahme- und Wiedergabekopf liegen in Bandlaufrichtung direkt hintereinander, und zwar in der Mitte der Kassette. Das ist der Platz, der normalerweise nur für den kombinierten Aufnahme- und Wiedergabekopf da ist.

Ein weiteres wichtiges Feature vieler Kassettendecks ist die sogenannte Dolby-Noise-Reduction. Diese Technologie wurde entwickelt, um Hintergrundrauschen zu reduzieren und die Klangqualität zu verbessern. Dabei werden kommen spezielle Schaltungen zum Einsatz, die das Signal während der Aufnahme und Wiedergabe durchläuft und die das Rauschen ohne nennenswerte Klangeinbußen vermindern sollen.

Es gibt verschiedene Kassettendecks. Einzeldeck-Systeme verwenden nur ein einzelnes Kassettendeck für die Wiedergabe und Aufnahme. Dann gibt es noch Doppel-Kassettendecks. Sie können Musik von einer Kassette auf eine andere kopieren. Dies ermöglicht es, Mixtapes zu erstellen oder Musik von einer Kassette auf eine andere zu überspielen. Aber unter den Liebhabern sind diese Doppeltapes meist verpönt.

Warum Kassettendecks immer noch relevant sind

Ein Grund ist sicherlich der nostalgische Wert. Für viele Menschen sind Kassettendecks ein Symbol ihrer Jugend und der Musik, die sie damals gehört haben.

Sie erinnern sich an die Zeiten, als sie Mixtapes für ihre Freunde erstellt oder stundenlang ihre Lieblingskassetten gehört haben. Viele Menschen erinnern sich auch noch an die Zeiten, in denen sie stundenlang Musik vom Radio oder den Schallplatten mitgeschnitten haben.

Auch aus technischer Sicht sind Kassettendecks immer noch beeindruckend. Viele davon sind sehr robust. Sie können oft jahrelang ohne größere Wartung betrieben und genutzt werden. Ich selbst habe Kassettendecks, die mehrere Jahrzehnte ohne Schwierigkeiten liefen und auch heute noch einen sehr guten Klang haben.

Schließlich gibt es auch einen gewissen Sammlerwert bei Kassettendecks. Vintage-Modelle werden oft zu hohen Preisen gehandelt. Für Sammler ist also nicht nur die Musik wichtig, die auf diesen Kassetten aufgenommen ist. Es geht vielmehr auch um die Geräte selbst, die für sie einen (nicht nur) nostalgischen Wert haben.

Es gibt also einige Gründe, die auch heute noch für die Kassettendecks sprechen. Und sei es nur als Sammlerstücke. Sie haben einen festen Platz in der Welt der Audiotechnik und werden sicher auch in Zukunft eine Rolle spielen.

Die Musikkassette ist tot? Von wegen! Die Zukunft der Kassettendecks

Es gibt ein anhaltendes Interesse an Retro-Technologie und Vintage-Audiogeräten. Das ist wohl unumstritten.

Und was das Kassettendeck und den Kassettenrekorder angeht:

Hier gibt viele Bastler und Enthusiasten, die sich mit dem Erhalt dieser Geräte beschäftigen. Warum? Es ist noch eine nachvollziehbare und verständliche Technik, die dahintersteckt.

Das kann man von der Digital-Audiotechnik nicht behaupten. Hier ist die Technik oft black-box-mäßig aufgebaut. Entweder funktioniert es oder nicht. Und wenn nicht … jaja, das kennen Sie ja sicher selbst.

Kassettenabspielgerät mit USB-Anschluss zum MCs Digitalisieren
Kassettenabspielgerät mit USB-Anschluss zum MCs Digitalisieren

Aber es geht ja nicht nur um die Technik. Retro ist in, und das gilt auch für die Technik aus längst vergangenen Jahrzehnten. Und dazu gehört auch die Musikkassette.

Einige Hersteller bieten neue Kassetten an, und dazu passend gibt es andere Hersteller für Kassettenplayer. Erst vor kurzer Zeit wurde auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas ein ganz neuer Kassettenspieler im Walkman-Design vorgestellt. Hier ist der Link zur Ankündigungsseite.

Es lassen sich Kassetten abspielen, die Musikwiedergabe erfolgt natürlich analog über einen 3,5-mm-Klinkenausgang, ganz wie beim Original-Walkman.

Sogar in der Musikbranche setzt man wieder auf die Musikkassette. Einige erfolgreiche Musikerinnen bringen ihre Alben auch auf Kassetten heraus, genauso kleinere Bands oder Musiker aus dem Bereich Independent. Die Musikkassette ist also längst nicht in Vergessenheit geraten.

Alles in allem sieht die Zukunft für Kassettendecks also durchaus vielversprechend aus. Trotz Digitaltechnik haben diese analogen Geräte immer noch einen festen Platz in der Welt der Audiotechnik.

Ein Kassettendeck kaufen und nutzen

Sind Sie neugierig geworden und möchten nun gerne selbst mal wieder in die gute alte und analoge Musikkassette reinhören?

Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten. Eine besteht darin, Vintage-Kassettendecks auf Online-Marktplätzen oder in örtlichen Second-Hand-Läden zu suchen. Dort finden Sie wahrscheinlich einige gut erhaltene Modelle zu erschwinglichen Preisen.

Vielleicht sind Sie aber bereits (oder noch) im Besitz eines Kassettendecks. Und vielleicht funktioniert es sogar noch. Möglicherweise haben Sie sogar noch zahlreiche Kassetten auf dem Dachboden verstaut, die alte Aufnahmen enthalten.

Auch wenn das Kassettendeck wahrscheinlich keine große kommerzielle Wiederbelebung erleben wird, ist es dennoch ein Stück Technik, das erhalten bleiben sollte.

Die Mehrheit der Musikliebhaber bevorzugt heute digitale Formate und Streamingdienste. Natürlich hat das seine Gründe, schließlich sind diese Dinge praktisch und einfach zu nutzen.

Kassetten werden voraussichtlich eine Nische bleiben und von einer relativ kleinen, aber engagierten Gemeinschaft geschätzt werden.

Die Zukunft der Kassettendecks ist von der Nachfrage nach Nostalgie und der Wertschätzung des analogen Klangs abhängig. Und solange es Menschen gibt, die diese Aspekte schätzen und suchen, werden Kassettendecks auch weiterhin einen Platz in der Musikwelt haben, wenn auch nur in begrenztem Umfang und nicht mehr in dem Maße, wie sie seinerzeit in der Musiktechnologie eine große Rolle gespielt haben.

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