Das Röhren-Tonbandgerät Uher Universal S
Das Uher Universal S ist ein recht kleines aber sehr schönes Tonbandgerät, das von etwa 1961 bis 1963 hergestellt wurde. Es handelt sich hier um ein Röhrengerät mit der Bestückung EF86, ECC81, EC92, EL95 und EM84. Aufnahmen und Wiedergaben erfolgen zweispurig und in mono. Die Aufnahmeaussteuerung wird manuell eingestellt und über das magische Band angezeigt. Das Uher Universal S kann Spulen mit einer Größe von bis zu 13 Zentimetern aufnehmen. Trotz seiner geringen Größe verfügt es über drei Bandgeschwindigkeiten (2,4 / 4,75 / 9,5 Zentimeter pro Sekunde) sowie eine Laufwerkssteuerung, die mithilfe von eingebauten Elektromagneten erfolgt. Es ist normalerweise in einem verhältnismäßig großen Koffer eingebaut. Auf den ersten Blick sieht der Koffer so aus, als enthielte er eine Schreibmaschine. Im Gegensatz zu den meisten anderen Koffertonbandgeräten ist das Uher Universal S komplett aus dem Koffer herausnehmbar.
So sah das Tonbandgerät aus, als ich es bekam. Den Koffer habe ich gar nicht erst abgelichtet, da er meiner Meinung nach uninteressant ist (ist halt nur ein Koffer). Ich glaube, man kann den Unterschied zum ersten Bild deutlich erkennen. Doch nun endlich zum Innenleben des Uher Universal S:
Hier ist schon mal ein Teil davon zu sehen. Erwartungsgemäß geht’s in dem kleinen Gehäuse recht eng zu. Dieses Bild entstand nach der Reinigung und Instandsetzung des Gerätes. Sieht man etwas genauer hin, so erkennt man im oberen Bereich bereits ein paar der Elektromagneten, welche die Laufwerksfunktionen ausführen. Die oberen beiden Magnete werden beim Umspulen des Bandes betätigt. Die Laufwerkstasten steuern praktisch nur elektrische Funktionen, so ähnlich, wie dies auch beim Philips N 4506 oder N 4420 der Fall ist. Links zu erkennen ist der Lautsprecher, der einem recht angenehmen Klang besitzt. Die linke rote Taste ist übrigens die Stopptaste. Die rechte rote Taste ist eine Art Pausentaste. Der Einstellknopf für die Laufwerksgeschwindigkeit dient gleichzeitig auch zum Ein- und Ausschalten des Gerätes.
Unter dem Tonbandgerät
So sieht das Gerätechassis von unten aus. Im oberen rechten Bereich kann man das Netzteil deutlich erkennen. Darunter befinden sich Netzteilelkos, Gleichrichter und Antriebsmotor. Auf der linken Seite ist die abgeschirmte Verstärkerplatine zu sehen. Auch hier ist alles sehr kompakt aufgebaut, was bei der geringen Größe des Uher Universal S auch nicht weiter verwundert.
Der relativ große Antriebsmotor des Tonbandgerätes stammt nicht etwa aus einem Panzer, auch wenn er vielleicht so aussieht (wegen der Farbe).
Uher Universal Sicherungen
Die Sicherungshalter des Gerätes waren stark oxidiert. Die alten Sicherungen habe ich entfernt und nach der Reinigung der Sicherungshalter durch neue eingesetzt. Die Sicherung links im Bild hat bei meinem Uher Universal einen Wert von 0,15 Ampere, die rechte 0,8 Ampere. Die Sicherung unter der kleinen Abdeckung (vor dem Trafo sollte bei 220/240V 0,4 Ampere haben (bei den niedrigen Eingangsspannungen 110V-150V 0,8 Ampere).
Nach der Reinigung und Instandsetzung des Uher Universal S habe ich mir das kleine Gehäuse vorgenommen und es einmal gründlich entstaubt und gereinigt.
Das magische Band in Aktion. Für sein Alter macht es noch einen recht guten Eindruck und leuchtet sehr hell.
Bandführungen des Uher Universal S
Natürlich mussten auch bei diesem Gerät die Bandführungen und Tonköpfe sowie die Andruckrolle gründlich gereinigt werden. Diese Reinigung klingt das Gerät auch wieder wesentlich deutlicher und leiert weniger.
Ich habe im Laufe der Instandsetzung die meisten beweglichen Teile des Laufwerks gereinigt und mit neuen Schmiermitteln versehen. Dadurch wird das Uher Universal S sicherlich noch viele Jahre funktionieren.
Auf dem Antriebsrad des Motors sind deutlich die drei Laufflächen für die unterschiedlichen Bandgeschwindigkeiten zu erkennen. Das Reibrad rechts im Bild fährt je nach eingestellter Bandgeschwindigkeit an eine dieser Flächen heran. Die Wahl der Bandgeschwindigkeit in Kombination mit dem Ein-Ausschalter ist vom Hersteller recht geschickt gelöst worden, da beim Ausschalten des Gerätes automatisch das Reibrad von der Motorwelle weggefahren wird. Dellen im Gummi des Reibrades werden dadurch vermieden und damit ein Leiern des Laufwerks.
Weitere Arbeiten
Die „Bremsspuren“ an den Wickeltellern sind mehr als deutlich zu sehen. Genau an diesen Stellen verharrten die Bremsen für die Wickelteller, und das wahrscheinlich für mehrere Jahrzehnte. Diese mussten gründlich entfernt werden, damit die Zwischenräder zum Umspulen besser greifen.
Nach einer Überprüfung der Elektronik konnte eine erste Inbetriebnahme des Uher Universal S erfolgen. Der Motor lief ruhig an, die Röhren heizten langsam auf und das Magische Band leuchtete nach einigen Sekunden grün auf (möglicherweise das erste Mal seit vielen Jahren).
Jetzt war es an der Zeit, ein bespieltes Band aufzulegen und die Wiedergabe zu starten. Erwartungsvoll drehte ich langsam am Lautstärkeregler. Es krachte etwas im Lautsprecher, ehe die Musik auf dem Band zu hören war. Dank frisch gereinigter Köpfe war die Wiedergabe klar und deutlich. Wie immer in einer solchen Situation mischte sich bei mir die Freude über die erfolgreiche Reparatur mit einer gewissen Erleichterung.
Es ist schon ein hübsches kleines Tonbandgerät, das Uher Universal S. Die Bedienung des Gerätes macht dank der elektronischen Laufwerkssteuerung viel Freude. Sogar an eine wichtige Sicherheitsfunktion haben die Uher-Entwickler gedacht. Wird beispielsweise ein Band umgespult und dabei auf die Wiedergabetaste gedrückt, stoppt zunächst das Band vollständig, ehe die Wiedergabe gestartet wird. Dies verhindert eine Beschädigung des Tonbandes.
Die elektronische (oder elektromagnetische) Laufwerkssteuerung hat wahrscheinlich noch einen anderen Hintergrund. Am Gerät anschließbar ist ein Mikrofon mit einer Fernsteuerung, wie man es auch von Diktiergeräten kennt. Dazu muss natürlich auch das Laufwerk von der Fernbedienung aus steuerbar sein.
Hier sind noch ein paar Bilder von der Verstärkerplatine
Fotos und Texte: Gerd Weichhaus
2. Gerät Uher Universal S
Vor kurzem erhielt ich ein weiteres Uher Universal S in einem nicht mehr ganz so guten Zustand, das im Bild oben zu sehen ist. Es musste sich erst zeigen, ob das Gerät überhaupt noch funktionstüchtig war. Die Geräte sind im Allgemeinen aber recht unanfällig und robust aufgebaut, so dass die Chance recht groß war, auch dieses Gerät hier wieder in einen funktionstüchtigen Zustand versetzen zu können.
Die Spulenteller sind bei diesem Gerät hier lackiert worden. Inzwischen hat sich aber eine Art Krakelee-Effekt gebildet.
Das Innenleben des Uher Universal S
Im Inneren des Uher Universal S sieht es dagegen recht gut aus, wenn man einmal das Alter des Gerätes berücksichtigt. Die Technik scheint soweit noch komplett zu sein, also eine recht gute Basis für eine Reparatur bzw. Instandsetzung.
Auch die Unterseite des Gerätes zeigt sich in einem unverbastelten Zustand. Die Elektronik scheint auch soweit noch komplett zu sein.
Hier ist der starke Antriebsmotor des Gerätes zu sehen.
Der Netzanschluss musste leider erneuert werden, da er in dieser Form nicht mehr genutzt werden konnte. Ich habe inzwischen eine neue Anschlussbuchse eingebaut.
Zunächst habe ich das Gerät innen und außen gründlich gereinigt. Dann habe ich einige Verschleißteile ausgetauscht und das Laufwerk mit neuen Schmiermitteln versehen. Danach lief es wieder einwandfrei. Lediglich der Umblendregler auf der rechten Seite ließ sich sehr schwer drehen. Ich musste diesen erst einmal gangbar machen.
Leider ist die Beschriftung für die Laufwerkstasten nicht mehr vorhanden. Die Bedienung erfolgt, wie beim Uher Universal S üblich, über rein elektrisch schaltende Laufwerkstasten. Die entsprechende Laufwerksfunktion wird dann mithilfe von Elektromagneten ausgeführt. Es gibt sogar eine Art Fernsteuerung für dieses Gerät, mit deren Hilfe es sehr gut als Diktiergerät eingesetzt werden kann. Die Klangqualität ist sogar bei den beiden geringeren Laufwerksgeschwindigkeiten noch recht gut, zumindest eignet sie sich sehr gut für Sprachaufnahmen. Bei der Standardgeschwindigkeit von 9,5 cm pro Sekunde sind natürlich auch Musikaufnahmen möglich.