
Das Philips 15RL035 ist ein kleines Transistorradio oder Taschenradio. Ich habe vor vielen Jahren mal ein wohl baugleiches Gerät gesehen, welches die Bezeichnung Philips 90RL073 hatte. Dieses Radio hier stellte man seinerzeit in Indien her.
Es ist ein Mittelwellenradio als Superhet-Empfänger. Die Stromversorgung erfolgt über zwei Mignonbatterien. Solche Geräte wurden in der damaligen Zeit sehr häufig angeboten. Es sind einfache Transistorradios bzw. Taschenradios, die überall mit hingenommen werden können und recht einfach aufgebaut sind.
Sie stammen aus einer Zeit, in der man über Mittelwelle noch wesentlich öfter Radio hörte als heute. Heute kennt man fast ausschließlich UKW-Radios oder hört nur über UKW. Die meisten Mittelwellensender sind heute auch bereits abgeschaltet.

Wie es damals ebenfalls üblich war, ist das Radiogerät mit einer Schutztasche aus Kunststoff ausgestattet. Die Taschen sollten die Geräte beim Transport schützen. So ist es auch kein Wunder, dass die meisten Geräte heute noch relativ gut aussehen. Natürlich gilt das nur, wenn ihre Besitzer sie immer in einer solchen Tasche aufbewahrten. Der Mittelwellenempfang ist übrigens fast nur abends möglich. Tagsüber hört man außer einem leisen Rauschen so gut wie gar nichts mehr. Aber abends können noch viele Sender auf Mittelwelle empfangen werden.

Innenleben des Philips 15RL035 Mittelwellenradios
Hier ist das Innenleben des Gerätes sehen. Das Philips Mittelwellenradio ist noch komplett diskret in Transistortechnik aufgebaut. In diesem Radio sind noch keine integrierten Schaltungen enthalten. Man sieht auf der Platine auch deutlich die beiden Übertrager für den NF-Verstärker des Radios über dem Lautsprechermagneten und rechts unten direkt oberhalb des Batteriefachs. Die Endstufe arbeitet mit zwei PNP-Transistoren des Typs AC188 und einem BC109 als Treiberstufe für den NF-Teil. Die folgende Abbbildung zeigt den hinteren Teil des Gehäuses mit Aufkleber.

Die Typenbezeichnung des Philips 15RL035 befindet sich unter dem Batteriefachdeckel im Inneren des Gerätes, wie dies damals häufig bei den Geräten dieses Herstellers der Fall war.

Der Lautstärkeregler mit integriertem Ein-Ausschalter war leider etwas lose. Nach dem Öffnen des Gerätes und dem Ausbau der Platine ließ sich aber die kleine Schraube am Drehknopf wieder hereindrehen und der Knopf damit befestigen. Das kleine Radio hat übrigens auch nach vielen Jahrzehnten einen sehr guten Empfang.
Besonders abends nach Sonnenuntergang sind zahlreiche Sender zu empfangen, und das mit einer ausgezeichneten Lautstärke. Viele der heute angebotenen Radios mit einem Mittelwellenteil haben längst keinen so guten Mittelwellenempfang mehr wie dieses inzwischen mehr als 50 Jahre alte Gerät. Hier ist das Schaltbild für das Philips 15RL035 Taschenradio.

Der Superhet-Empfänger im Philips 15RL035 und wie er funktioniert
Das kleine Philips-Taschenradio arbeitet als Mittelwellenempfänger nach dem Superhet-Prinzip für die Amplitudenmodulation (AM), um Audiosignale von Radiosendern im Mittelwellenbereich (MW) zu empfangen. Dieser Bereich liegt zwischen 530 kHz und 1600 kHz.
Da Superhet-Prinzip setzte man ein, damit der Empfang klar und stabil ist. Beim Supert (auch auch Superheterodynempfänger oder Überlagerungsempfänger) wird das empfangene Signal zunächst in eine einheitliche Zwischenfrequenz (ZF) umgewandelt, bevor es verstärkt und hörbar gemacht wird.
Hier kommt eine Erklärung, wie das vor sich geht.
Die Funktion eines Mittelwellen-Superhet-Empfängers
Zunächst der Empfang des Signals über die Antenne:
So gelangt das Signal in den Radioempfänger
Ein AM-Radiosender sendet ein Signal mit einer bestimmten Frequenz im Bereich von 530 kHz bis 1600 kHz. Dieses Signal besteht aus:
- Da wäre zum einen die Trägerfrequenz (zum Beispiel 600 kHz im Mittelwellenbereich), die als Basis dient (auch Trägersignal, da es die Toniformation zum Empfänger „trägt“).
- Darauf aufmoduliert sind die Toninformationen (Sprache oder Musik), die in Form von Schwankungen der Amplitude übertragen werden. Deshalb nennt man diese Art der Übertragung auch Amplitudenmodulation.
Die Antenne des Radios empfängt diese elektromagnetischen Wellen und wandelt sie in eine elektrische Wechselspannung um.
Die Hochfrequenzverstärkung (HF-Verstärkung)
Da das Signal nach dem Empfang durch die Antenne noch sehr schwach ist, wird es zunächst verstärkt.
Außerdem ist es wichtig, unerwünschte Signale in Form von Störungen zu unterdrücken, sodass nur der gewünschte Radiosender weiterverarbeitet wird.
Danach folgt die Umwandlung in die Zwischenfrequenz.
Mischung mit der Oszillatorfrequenz zur Erzeugung der Zwischenfrequenz
Der wichtigste Schritt im Superhet-Prinzip ist die Umwandlung der Empfangsfrequenz in eine einheitliche Zwischenfrequenz (ZF).
Dazu besitzt der Empfänger einen Oszillator, der ein eigenes Hochfrequenzsignal erzeugt. Die Frequenz des Oszillators wird so gewählt, dass sie immer 455 kHz höher als die Empfangsfrequenz ist.
Beispiel:
- Angenommen, Sie möchten einen Radiosender auf 1000 kHz hören.
- Dann stellt der Oszillator eine Frequenz von 1455 kHz bereit.
Diese beiden Frequenzen – das Empfangssignal (1000 kHz) und das Oszillatorsignal (1455 kHz) – werden in der Mischstufe miteinander kombiniert.
Dabei entstehen mehrere neue Frequenzen:
- Die ursprünglichen Frequenzen (1000 kHz und 1455 kHz)
- Die Differenzfrequenz: 1455 kHz – 1000 kHz = 455 kHz
- Die Summenfrequenz: 1455 kHz + 1000 kHz = 2455 kHz
Nur die Differenzfrequenz von 455 kHz wird weiterverarbeitet – das ist die standardisierte Zwischenfrequenz (ZF) für AM-Radios.
Verstärkung und Filterung der Zwischenfrequenz (ZF-Verstärker)
Das erzeugte Signal mit der Zwischenfrequenz von 455 kHz wird nun durch einen Zwischenfrequenzverstärker (ZF-Verstärker) verstärkt.
Dieser Verstärker ist speziell auf die Frequenz von 455 kHz optimiert, was mehrere Vorteile hat:
- Gezielte Signalverstärkung, da alle Sender auf dieselbe Zwischenfrequenz umgesetzt wurden.
- Bessere Filterung: Störungen oder benachbarte Sender lassen sich besser unterdrücken (bessere Trennschärfe).
Durch diese Zwischenfrequenzstufe wird das Signal so aufbereitet, dass es sauber und stark genug für die nächste Verarbeitungsstufe ist.
Demodulation – herausfiltern der Toninformation
Nachdem das Signal auf die einheitliche Zwischenfrequenz von 455 kHz umgewandelt und verstärkt wurde, enthält es immer noch die Trägerfrequenz.
Nun muss die Toninformation herausgefiltert werden.
Dafür wird das Signal durch einen AM-Demodulator (oft eine Gleichrichterschaltung mit einer Diode) geleitet.
Wie funktioniert das?
- Da bei AM die Toninformation in der Amplitude des Signals steckt, entfernt der Gleichrichter die negative Halbwelle des Signals.
- Danach wird das Signal durch einen Tiefpassfilter geglättet, sodass nur noch die ursprüngliche Tonfrequenz übrig bleibt – das ist das eigentliche Audiosignal.
Das Ergebnis ist ein elektrisches Signal, das genau die ursprünglichen Schallwellen (Sprache oder Musik) enthält.
Niederfrequenzverstärkung und Ausgabe über Lautsprecher
Das Audiosignal ist jetzt zwar hörbar, aber noch sehr schwach. Damit es über einen Lautsprecher oder Kopfhörer abgespielt werden kann, wird es im Niederfrequenzverstärker (NF-Verstärker) verstärkt.
Dieser Verstärker sorgt dafür, dass das Signal stark genug wird, um einen Lautsprecher anzusteuern. Schließlich hören Sie die Radiosendung in gewohnter Lautstärke.
Zusammenfassung der Funktionsweise eines Mittelwellen-Superhet-Empfängers
- Empfang des Senders über die Antenne
→ Die Antenne empfängt das Signal, das auf einer Frequenz zwischen 530 kHz und 1600 kHz liegt. - Hochfrequenzverstärkung
→ Das schwache Signal wird verstärkt und erste Störungen werden reduziert. - Mischung mit einer Oszillatorfrequenz
→ Durch die Mischung entsteht eine einheitliche Zwischenfrequenz (ZF) von 455 kHz. - Verstärkung und Filterung der Zwischenfrequenz
→ Das ZF-Signal wird weiter verstärkt und störende Signale werden ausgeblendet. - Demodulation des AM-Signals
→ Die Toninformation wird aus dem ZF-Signal herausgelöst. - Niederfrequenzverstärkung und Lautsprecherausgabe
→ Das Audiosignal wird verstärkt und über den Lautsprecher wiedergegeben.
Warum nutzt man das Superhet-Prinzip bei AM-Radios wie dem Philips 15RL035?
- Superhets haben eine gute Empfangsqualität. Denn die einheitliche Zwischenfrequenz ermöglicht eine optimale Verstärkung.
- Störungen lassen sich gut unterdrücken. Durch schmalbandige Filter werden Störungen und unerwünschte Sender deutlich reduziert.
- Es ist eine einfache Senderwahl möglich ohne die Bedienung einer Rückkopplung wie beim Audionempfänger. Der Abstimmknopf ändert nur die Oszillatorfrequenz, der Rest bleibt gleich.
- Ein stabiler Empfang ist ebenfalls möglich. Schwankungen in der Sendefrequenz haben weniger Einfluss auf die Qualität.
Dieses bewährte Prinzip wird seit Jahrzehnten in fast allen Mittelwellen-Radios genutzt und bildet die Basis für viele weitere Funktechnologien.
Haben Sie auch noch ein altes Kofferradio oder Taschenradio aus alten Zeiten, in denen der Empfang auf Mittelwelle auch tagsüber noch funktionierte? Schreiben Sie Ihre Erinnerungen gerne in die Kommentare.
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Ich hab tatsächlich noch so ein altes Kofferradio aus den frühen 70ern rumstehen! Damals war Mittelwelle ja noch richtig was wert. Man konnte tagsüber locker europäische Sender hören, und nachts wurde es richtig spannend, wenn plötzlich Stationen aus Nordafrika oder dem Nahen Osten reinkamen. Ich weiß noch, wie ich als Kind mit meinem Vater zusammen saß und am Abstimmknopf gedreht habe, immer auf der Jagd nach neuen Sendern.
Das leicht knisternde Rauschen und die etwas dumpferen Stimmen. Heute ist auf Mittelwelle ja kaum noch was los. Schon verrückt, wie sehr sich das alles verändert hat!
Sehr schönes Radio. Ich habe in den 80ern als Kind ein kleines Taschenradio gehabt und damit oft bis in die Nacht hinein Radio gehört, am liebsten Radio Luxemburg, das hier bei uns nur auf Kurwelle oder Mittelwelle zu hören war. Damals war auf Mittelwelle noch einiges los, ganz anders als heute.